In Deutschland spielen Hausarbeiten in vielen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern eine große Rolle. Sie umfassen etwa 15–30 Seiten, je nachdem, ob sie für ein Pro- oder ein Hauptseminar angefertigt werden. Manchmal werden auch kürzere Arbeiten („Essays“) verlangt. Der Grundgedanke einer Hausarbeit ist, dass die Studierenden lernen sollen, eigene Fragestellungen zu einem vorgegebenen Thema zu entwickeln und ihre Argumentation wissenschaftlich zu belegen. Dazu muss wissenschaftliche Fachliteratur herangezogen und ausgewertet werden.

Literaturrecherche
Am Anfang steht daher die Literaturrecherche. Da dabei häufig Bücher oder Zeitschriftenaufsätze gebraucht werden, die nicht in der eigenen Bibliothek vorhanden sind und somit über Fernleihe aus anderen Bibliotheken bestellt werden müssen, sollte man rechtzeitig damit beginnen.

Betreuung durch Dozent_innen
Beim Verfassen einer Hausarbeit stehen die Studierenden in engem Kontakt mit ihrem/ihrer Dozent_in. In einer Sprechstunde werden Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit sowie etwaige Probleme besprochen – insbesondere an deutschen Universitäten wird dies häufig erwartet.

Kriterien der Wissenschaftlichkeit
Hausarbeiten stellen in Deutschland erste eigene wissenschaftliche Forschungsarbeiten der Studierenden dar. Sie zeigen damit, dass sie nach wissenschaftlichen Kriterien arbeiten können. Daher spielen formale Aspekte auch bei der Bewertung einer Hausarbeit eine zentrale Rolle: Wissenschaftliche Kriterien sind formale Vorgaben, die dazu dienen, die Argumentation nachvollziehbar zu machen. Daher müssen alle Argumente oder Ideen von anderen Autoren_innen, die sinngemäß oder wortwörtlich in der Hausarbeit übernommen wurden, deutlich als Zitat oder Paraphrase gekennzeichnet werden.
Die formalen Kriterien der Quellenangaben können sich dabei von Fach zu Fach unterscheiden. Informieren Sie sich daher über die in Ihrem Fall gültigen Anforderungen. Wenn diese Kriterien nicht eingehalten werden, können weitreichende Konsequenzen folgen, die von Nicht- Bestehen des Kurses bis zu einer offiziellen Verwarnung reichen.

Nach sechs Semestern wird mit dem Bachelor (B.A.) ein erster berufsqualifizierender Abschluss erlangt, der der französischen licence entspricht.
In Frankreich muss dafür meistens keine Abschlussarbeit verfasst werden. In Deutschland wird dagegen in der Regel eine größere wissenschaftliche Hausarbeit, die Bachelorarbeit oder auch Bachelor Thesis, verlangt. Diese umfasst etwa 30 bis 40 Seiten und ist je nach Studiengang mit unterschiedlich vielen CP gewichtet. Normalerweise stehen den Studierenden ungefähr zwei Monate für das Verfassen ihrer Bachelorarbeit zur Verfügung.
Auch hier ist der regelmäßige Kontakt zum/zur Betreuer_in wichtig, um Fortschritte zu besprechen und rechtzeitig Probleme zu erkennen.

Naturwissenschaftliche Bachelorarbeit in Deutschland
In den Naturwissenschaften besteht die Bachelorarbeit aus einem drei bis fünfmonatigen Praktikum am Lehrstuhl des betreuenden Professors bzw. der betreuenden Professorin oder in einer naturwissenschaftlichen Institution, wo man in die dortige Forschungsarbeit eingebunden ist und eigenständig wissenschaftlich arbeitet. Danach folgt das Verfassen einer schriftlichen Arbeit in Form eines Berichts (ca. 40 Seiten).

Praktika werden in Deutschland und Frankreich immer wichtiger, dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Organisation. Eine convention de stage gibt es in Deutschland nicht immer, die Verträge werden häufig direkt zwischen Praktikant_in und Arbeitgeber_in vereinbart. Ein Arbeitszeugnis oder zumindest eine Bestätigung zu erhalten, ist in Deutschland am Ende des Praktikums selbstverständlich, denn diese Zeugnisse sind wichtig für spätere Bewerbungen – ob für andere Praktika oder den Berufseinstieg. In einer deutschen Bewerbungsmappe werden in der Regel die Arbeitszeugnisse immer beigelegt.
In Frankreich bekommen die Studierenden häufig nur eine Bestätigung des Praktikums; eine ausführlichere Beurteilung dagegen meist nur auf Nachfrage.
Französische Studierende auf der Suche nach einem Praktikumsplatz in Deutschland können sich z.B. beim Deutsch-Französischen Jugendwerk und der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer informieren. Für deutsche Studierende, die ein Praktikum in Frankreich suchen, hat die Französische Botschaft hilfreiche Adressen zusammengestellt.
In den Naturwissenschaften gibt es, neben dem üblichen Betriebspraktikum, das Laborpraktikum. Dieses ist, ähnlich den französischen Travaux Pratiques (TP), eine Lehrveranstaltung, welche die in Vorlesungen erlangten theoretischen Kenntnisse durch die Durchführung von Versuchen in die Praxis umsetzt und ergänzt (z.B. durch chemische Reaktionen usw.). Auch wird in den Laborpraktika gelernt, wie man nach naturwissenschaftlichen Kriterien und Abläufen arbeitet. Es wird demnach ein Versuchsprotokoll erstellt, in dem der Ablauf und die Messergebnisse dokumentiert werden und die Anfangshypothese bestätigt oder widerlegt wird.